Sie haben völlig Recht, das ist eine ausgezeichnete Beobachtung zur Struktur deutscher Sätze! Ihre Frage zielt auf das Herzstück der deutschen Grammatik ab: die Wortstellung, insbesondere im Zusammenhang mit Befehlen und Fragen.
Schauen wir uns Ihre beiden Beispiele genauer an:
1. "Fragen Sie..." – Hier haben wir eine Aufforderung, ein Gebot. Im Deutschen ist es so, dass der Satzbau im Imperativ (Befehlsform) sich vom normalen Aussagesatz unterscheidet. Wenn wir jemanden direkt auffordern, etwas zu tun, stellen wir das Verb an die erste Stelle. Das "Sie" ist hier das Personalpronomen, das die angesprochene Person repräsentiert und im Akkusativ steht (obwohl es bei "Sie" im Nominativ und Akkusativ gleich aussieht). Das Verb "fragen" ist also der absolute Befehlsgeber, es eröffnet den Satz. Denken Sie an andere Beispiele: "Sagen Sie mir das noch einmal." "Zeigen Sie mir den Weg." "Hören Sie gut zu." Überall steht das Verb am Anfang.
2. "Warum fragen Sie..." – Hier liegt die Situation anders. Dies ist keine direkte Aufforderung mehr, sondern eine Frage. Und im Deutschen hat die Frage eine ganz eigene Struktur. Bei WFragen, also Fragen, die mit einem Fragewort beginnen (wie "Warum", "Wer", "Was", "Wo", "Wann", "Wie"), ist die Regel ganz klar: Das Fragewort steht immer an erster Stelle. Direkt danach folgt das konjugierte Verb. Erst danach kommt das Subjekt des Satzes (in diesem Fall "Sie").
Man könnte sagen, das Fragewort "Warum" nimmt sich quasi die erste Position im Satz, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers sofort auf den Grund der Frage zu lenken. Das Verb ("fragen") rutscht dann auf die zweite Position, um die Handlung zu beschreiben, und das Subjekt ("Sie") folgt auf der dritten Position.
Vergleichen Sie es mit einem Aussagesatz: "Sie fragen mich." Hier ist das Subjekt ("Sie") an erster Stelle, das Verb ("fragen") an zweiter. Wenn wir daraus eine Ja/NeinFrage machen, indem wir das Subjekt und das Verb vertauschen, wird das Verb an die erste Stelle gesetzt: "Fragen Sie mich?"
Bei den WFragen ist es also das Fragewort, das die erste Position besetzt und damit die ganze Satzstruktur beeinflusst. Das ist eine der grundlegenden Regeln, die den deutschen Satzbau von vielen anderen Sprachen unterscheidet und ihm seine charakteristische Ordnung verleiht.
Kurz gesagt: Im Imperativ regiert das Verb die erste Position, um den Befehl zu signalisieren. In WFragen beansprucht das Fragewort die erste Stelle, und das Verb folgt direkt danach. Es sind einfach unterschiedliche Sätze mit unterschiedlichen Funktionen und damit auch unterschiedlichen Regeln für die Wortstellung.